Als Vorbereitung auf einen Wüstenlauf kann man ja auch mal Samstag und Sonntag jeweils sechs Stunden im Kreis herumlaufen, oder etwa nicht?
Es dauert nicht mehr lange bis zum 4Deserts Sahara Race in Namibia und da müssen lange Läufe her. Da bot es sich an, zum Doppelschlag auszuholen: Letzte Woche Samstag stand der Sri-Chinmoy 6-Stunden-Lauf in Nürberg auf dem Programm, nur einen Tag später im benachbarten Fürth derjenige zum Welt-Down-Syndrom-Tag in Fürth.
Zwei Tage im Jugendhotel in Nürnberg eingemietet, eigentlich zu fünft, zwei unserer Mit-Wüstenläuferinnen sind dann leider verletzt bzw. krank abgesprungen, blieben noch drei Mitglieder des von Rafael Fuchsgruber ins Leben gerufenen Little Desert Runners Clubs. Claudi, Kuno und ich konnten also ein Wochenende lang schon mal testen, wie das mit dem zusammen wohnen so klappt, Wüsten-Frühstück vor dem Wettkampf ausprobieren (bei mir werden Frühstück und Abendessen von Adventure Food sein, sehr gute Produkte!) und – laufen, lange laufen, und zwar mit Rucksack.
Bei mir waren 5,5 Kilogramm im Rucksack, im Training bin ich inzwischen bei 7 Kilo angekommen, aber das habe ich mich bei zweimal sechs Stunden nicht recht getraut. Ohnehin war das ganze ein Test: Sechs Stunden am Stück war ich mit halbwegs schwerem Rucksack noch nie unterwegs gewesen, schon gar nicht zwei Tage hintereinander.
Bei zum Glück nur anfangs fiesem Regen laufen wir im Park an der Wöhrder Wiese in Nürnberg los. Auf einer 1,5-km-Runde geht es im Kreis herum, wieder und wieder und wieder. Die Atmosphäre ist sehr nett, einige Bekannte laufen auch mit, und vor allem ziehen unsere großen Rucksäcke nicht nur verwunderte Blicke auf, sondern auch sehr nette Gespräche über unser bevorstehendes Abenteuer in Namibia nach sich. So vergeht die Zeit halbwegs schnell, auch wenn ich zwischendurch immer mal wieder keine Lust hatte und irgendwann alles etwas weh tut, zumal wir nur auf Asphalt laufen.
Mit meinen gut 52 Kilometern bin ich angesichts des Gepäcks auf dem Rücken mehr als zufrieden und als ich dafür bei der Siegerehrung als siebte Frau auch noch Pokal und Geschenke bekomme, umso mehr. Bei Kuno und Claudi läuft es auch super, und die letzte Runde drehen wir gemeinsam. Der Nürnberger Lauf ist eine familiäre, liebevoll organisierte Veranstaltung, bei der ich bestimmt nicht das letzte Mal war.
Abends schwant uns schon, dass das am nächsten Tag nicht so ganz einfach wird… Die Beine tun weh, Claudi und ich haben außerdem Rücken. Aber gut, nützt ja nichts, wir machen uns morgens, wenn auch etwas zerschlagen, auf den kurzen Weg nach Fürth. Einige Verrückte vom Vortag treffen wir hier direkt wieder, außerdem sind nun noch zwei Wüstenläufer mehr an Bord.
Verschiedene Distanzen werden in Fürth angeboten, gemeinsam mit uns startet der Marathon, später kommen noch Halbmarathonis und 10-km-Läufer auf die Strecke. Der Laufclub 21 veranstaltet seit 2010 diesen Marathon, um durch das sportliche Miteinander Brücken zu bauen und Berührungsängste abzubauen. Das diesjährige Motto „Überwältigt von Dir“ soll zum Ausdruck bringen, dass besondere Kinder wie eine Liebe auf den zweiten Blick sein können und dann um so überwältigender.
Viele Teilnehmer mit Trisomie 21 sind auf der Strecke, meistens in Begleitung, sie erbringen tolle Leistungen, haben Spaß, lachen viel. Ich bin beeindruckt, sehr beeindruckt. Für 2018 wird das Motto lauten: „Wie schön Du bist“, denn Menschen mit Behinderungen werden gern auch über ihre Äußerlichkeiten beschrieben. Da will der Laufclub 21 ein Zeichen setzen, betonen, dass jeder Mensch seinen besonderen Charme hat und schön ist. Ein toller Lauf, eine super Initiative, das gefällt mir sehr.
Die Stimmung ist trotz des kühlen Wetters auch an der Strecke toll, die Verpflegung ist super, Live-Bands sorgen für Abwechslung. Meine Beine und mein Kopf wollen zwar trotzdem nach den 52 km am Vortrag nicht so recht, Irgendwie gelingt es dann doch, langsam vor mich hin zu traben. Auf einer 1,9 km-Runde laufen wir diesmal. Offiziell bin ich am Ende knapp 47 Kilometer gelaufen.
(Foto: Michaela Ziegler)
Mein Fazit: Zwei Tage hintereinander jeweils sechs Stunden lang im Kreis laufen, bepackt mit einem Rucksack, ist anstrengend. Das wusste ich vorher. Dafür ging es dann aber erstaunlich gut, was auch für den Kopf gut und wichtig war, sechs Wochen vor dem Start des größten Laufabenteuers meinen (bisherigen) Läuferinnenlebens. Toll war es, das ganze mit Wüstenmitstreitern zu machen, danke Claudi und Kuno (danke auch an Claudi für einige der Fotos im Bericht)!!!
Und beide 6-Stundenläufe waren fantastische Veranstaltungen, ich bin froh, dass ich hier laufen und trainieren konnte.