Ganz unbescheiden nennt er sich „Mythos Großglockner“. Und er darf es. Weil er einfach gigantisch ist, der Großglockner Berglauf. Von Heiligenblut aus müssen die Läuferinnen und Läufer in knapp 13 Kilometern fast 1500 Höhenmeter absolvieren und schrauben sich dabei in hochalpines Gelände.
Für mich war es das dritte Mal, und am Rande des Laufes habe ich mitbekommen, dass ich nicht die einzige „Wiederholungstäterin“ bin. Das hat so seine Gründe. Die Kulisse ist atemberaubend, die Stimmung ist es auch.
Wenn dann auch noch das Wetter dermaßen mitspielt wie am vergangenen Sonntag, dann ist pures Läuferglück garantiert. Dabei hatte es am Vortag noch gar nicht gut ausgesehen. Es regnete, war kalt und windig. Oben auf der Kaiser Franz Josef Höhe, wo sich auf 2365 Metern über dem Meeresspiegel das Ziel befindet, hatte es -3 Grad und irgendetwas zwischen Regen, Schnee und Hagel ergoss sich aus den Wolken. Der Großglockner war hinter dichten Wolken verschwunden.
Harte Bedingungen für die Teilnehmer der Großglockner Bike Challenge an eben diesem Vortag, die auf der Großglockner Hochalpenstraße sich dem Wind und dem Regen entgegen strampeln mussten. Zum dritten Mal fand das Radrennen statt, die ganz Harten nahmen an beiden Wettbewerben teil. Außerdem stehen ein Dirndl- und Lederhosenlauf und auch mehrere Kinderläufe auf dem Programm.
(Foto: wisthaler.com)
Am Sonntag, pünktlich zum Start also Traumwetter. Über 1200 Läuferinnen und Läufer machen sich in vier Startblöcken (zeitversetzt, um Stau an den Anstiegen zu verhindern) auf den Weg nach oben. Ich erinnere mich gut an manch eine steile Passage. Es geht immer höher. Es ist hart. Steil. Die Waden glühen. Auf einem der Event-Shirts ist „Keine Gnade für die Wade“ gedruckt. Fällt mir zwischendurch wieder ein. Komisch.
Doch gibt es auch flache und sogar Bergab-Passagen, tolle Trails, die super laufbar sind und einfach irre viel Spaß machen. Vor allem die letzten Kilometer sind ein Traum, vorbei an Bergseen, immer den Großglockner und seine Pasterze im Blick. In Scharen bleiben die Läufer zwischendurch stehen, zücken ihre Smartphones und fotografieren diese Landschaft. Diese unglaublich schöne und beeindruckende Landschaft. Wir bleiben stehen, blicken andächtig umher. Sind uns einig, dass wir doch dafür hergekommen sind, das hier zu sehen. Wozu also die Hetze. Gewinnen werden wir eh nicht mehr, witzeln wir. Und machen noch ein Foto.
Vier Verpflegungsstationen auf der Strecke bedeuten eine sehr gute Versorgung. Erstläufer mögen sich am Vortrag gefragt haben, warum es knapp einen Kilometer vor dem Ziel noch eine Labestation gibt. Ich nicht. Ich weiß es. Meine Waden habe eine schmerzhafte Erinnerung daran. Für die anderen folgt die Erkenntnis spätestens am Lauftag an diesem berüchtigten Schlussanstieg. Steil, steiler, Aufstieg zur Kaiser Franz Josef Höhe. Das tut noch mal mächtig weh, zieht die letzten Reserven, zumal das Ziel die ganze Zeit zu sehen ist, so nah scheint, der Moderator zu hören ist. Aber dann ist da dieser wunderbare Zieleinlauf, diese Zufriedenheit, es geschafft zu haben. Ein wirklich nützliches Finishergeschenk beim Großglockner Berglauf sind die Finisherdecken, in die sich die Läufer sofort einhüllen. Auch wenn die Sonne scheint, es ist kalt hier oben.
Und dann kommt der wohl bewegendste Moment dieses Berglaufes. Nein, nicht die Zieleinläufe der Sieger aus Kenia (Geoffrey Gikuni Ndungo in 1:13:19 und Lucy Wambui Murigi in 1:26:37 Stunden). Viel bewegender ist der Zieleinlauf der Staffel von Outdoor against Cancer. Sieben Krebspatienten haben diesen anspruchsvollen Berglauf gemeinsam in einer Staffel bewältigt. Das ist groß, ganz groß.
(Fotos: wisthaler.com)
Zudem kamen während des Berglaufes 2500 Euro für Outdoor against Cancer zusammen: Für jeden Läufer, der mit dem Stirnband von Sponsor Viking Footwear (der das Projekt auch auf andere Arten unterstützt) aus dem Starterbeutel das Ziel kam und dort auf einen Buzzer gedrückt hat, spenden Viking Footwear, Garmin und Uniqa 5 Euro. Über 450 Mal wurde gedrückt und damit sind 2500 EUR zusammen gekommen, die Outdoor against Cancer für seine Projekte nutzen kann.
(Foto: wisthaler.com)
Petra Thaller, die OaC 2015 während ihrer eigenen Therapie gründete, erklärt am Rande des Berglaufes: „Wir wollen die Lust an der Bewegung in der Gesellschaft wieder hervorrufen. Outdoor-Sport bedeutet Prävention, erkrankt man aber doch, ist man als Sportler fitter, wenn man in die Therapie geht.“ Und so organisieren sie Lauftreffs, Wanderungen und andere Outdoor-Aktivitäten. Krebspatienten werden aus der Isolation geholt, sehen, dass sie etwas leisten können, mehr, als die Gesellschaft meist annimmt. Und so wurde die OaC-Staffel im Ziel begeistert gefeiert. Ein großartiger Moment während einer tollen Veranstaltung. Mehr Informationen zu Outdoor against Cancer findet ihr auf der Website.
Ein in vielerlei Hinsicht gelungenes Event – das war der Großglockner Berglauf 2017. Und irgendwie habe ich das unbestimmte Gefühl, dass auch meine dritte Teilnahme nicht die letzte gewesen sein wird….
(Titelbild oben: Sportograf)