Dabei stand wegen der aktuellen Corona-Bestimmungen sehr lange gar nicht fest, ob die Premiere des neuen Trailrunning-Events überhaupt stattfinden kann. Doch Lukas Kocher, der Initiator und Organisator hat nicht locker gelassen und hat es tatsächlich hinbekommen, die Genehmigung für die Rennen zu bekommen. Alles natürlich unter Auflagen, alles ein bisschen anders, aber am Ende fühlte es sich doch nahezu normal an. Ein bisschen wie früher.
Zwei Tage vor dem Rennen laufen wir schon eine erste kleine Runde in bzw. bei Imst, feine Aussichten und ein paar Höhenmeter inklusive, aber alles schön langsam, die Kräfte sollen gespart werden.
Hier erfahren wir, dass auch das Wetter die Erstaustragung des Events erschwert hat. Zu viel Schnee auf der Originalstrecke führten aus Sicherheitsgründen zu einer kleinen Streckenänderung, außerdem mussten die Veranstalter ein paar Tage vorher tatsächlich noch etwas Schnee wegschaufeln, oben am Tschirgant. Was für ein Herzblut Lukas und sein Team in diese Veranstaltung gesteckt haben!
Den Gipfel des Tschirgant im Blick
Am nächsten Tag lädt uns der Tourismusverband Imst zu einem feinen Ausflug zur Imsterburger Venetaalm und dort einer entspannten Mini-Wanderung zum Imsterburger Kreuz und ein bisschen darüber hinaus ein. Etwas Höhenluft schnuppern, das Panorama genießen und immer mal wieder vor Glück seufzen oder den anderen zurufen, wie schön das doch alles ist. Außerdem haben wir von hier oben einen wahnsinnigen Blick auf den mächtigen Tschirgant. Da geht es morgen also rauf! So vergeht ein wunderbarer Morgen hoch oben in den Bergen, dann stärken wir uns noch mit Unmengen von Kaiserschmarrn, bevor es zur Startnummernausgabe geht.
Ach, eine richtige Startnummernausgabe statt Startnummer für ein virtuelles Rennen in der Post! Natürlich alles draußen und mit Maske und mit aktuellem Corona-Test in der Tasche. Die Aufregung wird etwas größer, als ich meinen mit Finishershirt, Socken, Duschgel, Gels und Riegeln prall gefüllten Starterbeutel und eben die Startnummer erhalte. Ich bin für die Marathondistanz (mit 2300 Höhenmetern) angemeldet. Es gibt außerdem einen Ultra über 52 Kilometer und die mit 250 Startern beliebteste und ausgebuchte 26-Kilometer-Strecke und einen 16-Kilometer-Lauf.
Wir übernachten im frisch renovierten Hotel Eggerbräu und haben damit den Luxus, nur etwa 10 Geh-Minuten vom Start- und Zielgelände entfernt zu wohnen. Dafür bin ich besonders dankbar, da mein Rennen schon um 7 Uhr startet. Frühes Frühstück, letzter Ausrüstungscheck, dann mache ich mich auf den Weg. Ich komme gerade rechtzeitig zum Start des Ultralaufs, sehe Markus Mingo aus unserer Gruppe vorbeiflitzen, der sich am Vortag spontan von der 26-km- auf die Ultradistanz umgemeldet hat und das Rennen am Ende gewinnt.
Mein Ziel: den Tschirgant Sky Run zu genießen
Glücklich stehe ich wenig später im Startblock und nehme mir vor, jede Minute dieses sicherlich harten Rennens zu genießen, dankbar zu sein, dass ich hier und heute laufen darf. Das funktioniert tatsächlich die meiste Zeit, obwohl es ein teilweise wirklich hartes Rennen ist. 1500 Höhenmeter auf den ersten zwölf Kilometern, obwohl die ersten vier Kilometer nahezu flach sind – äh, ja! Das war steil, den Tschirgant rauf. Endlos und lange steil. Ich kämpfe mich hoch, freue mich auf die Aussicht oben und darauf, dass ich dann bald einen langen, langen Downhill vor mir habe.
Oben ist es gigantisch, ich freue mich, mache eine kleine Pause für einen Riegel und ein paar Fotos. Für diese Momente oben am Berg lohnt sich einfach jeder einzelne Schweiß treibende Schritt. Immer wieder. Nun geht es einen meist flowigen Downhill zur Haimingeralm, danach folgt der lange und breite Downhill ganz hinunter ins Tal, nach Strad. Ich renne und renne und weiß genau, dass der Muskelkater in den nächsten Tagen heftig sein wird. Egal. Es macht Spaß, ich überhole eine paar andere Läufer, ich renne und renne. Als es unten im Tal das erste Mal wieder bergauf geht, ist das… nun ja, schwer. Aber egal. Ich marschiere, wenn es flacher wird, trabe ich wieder vor mich hin. Es geht erstaunlich gut, dafür, dass ich in diesem Jahr bisher nur wenig Höhenmeter trainiert habe.
Wenig später komme ich auf die Strecke, die ich vom letzten Herbst, vom Starkenburger Homerun, schon kenne. Ich laufe und marschiere über die Salvesenschlucht, zum Starkenberger See und ganz am Ende durch die so unglaublich schöne Rosengartenschlucht. Vom letzten Jahr weiß ich, dass diese mich gleich mitten in Imst und damit sehr nah am Ziel ausspucken wird. Also versuche ich nochmal etwas zu beschleunigen. Ich hatte mir vorgenommen, zwischen sieben und acht Stunden zu laufen, aber ein ganz kleines bisschen damit geliebäugelt, nach unter sieben Stunden ins Ziel zu laufen. Am Ende laufe ich nach 6 Stunden und 49 Minuten durch den Zielbogen und bin einfach nur happy.
Glückliche Finisher
Was für ein Event, was für eine Premiere, und das unter diesen schwierigen Bedingungen! Restlos begeistert sitze ich im Zielbereich, trinke etwas, treffe Bekannte. Es herrscht eine ganz besondere Stimmung, alle sind so offensichtlich glücklich, hier zu sein, alles sind, trotz der Erschöpfung, ein bisschen aufgekratzt. Diese Stimmung ist auch bei der Siegerehrung zu spüren, die, da draußen im Sportstadion, fast normal stattfinden kann. Mit Markus und Charlotte Dewilde über die 26- Kilometer stehen gleich zwei aus unserer kleinen Pressegruppe ganz oben auf dem Treppchen. Ich darf angesichts eines eher kleinen Starterfeldes zu meiner großen Freude für den dritten Platz bei den Master Women eine wunderschöne Holztrophäe in Empfang nehmen.
Johannes, der Wirt vom Hotel Eggerbräu, lädt uns noch zu einem After-Race-Getränk in seinen Bergl-Keller ein, ein sehr lässiger Ort. Aperol Spritz mit Höhlenfeeling! Lieder müssen wir diese feine Location bald wieder verlassen, da ein Ferrari-Club zu Gast ist. Ich finde uns Trailläuferinnen und -läufer ja erheblich cooler, aber gut 😊 Wir lassen den wunderbaren Tag in den Bergen bei viel gutem Essen und dem einen oder anderen Gläschen Wein im Hotelrestaurant ausklingen. Zum Nachtisch nehmen wir nochmal eine Kaiserschmarrn, es gibt Dinge, von denen kann es doch gar nicht genug geben.
Mit schweren Beinen, aber sehr glücklich fahre ich am nächsten Tag nach Hause. Und bin voller Vorfreude, weil ich Anfang Juli schon wieder nach Imst darf und beim Gletschermarathon von Mandarfen nach Imst laufen werde. Es ist einfach ein wunderbares Fleckchen Erde dort, ein Traum für alle Outdoor- und Bergliebhaber. Und außerdem: Vorfreude – auch so etwas, was ich in den letzten Monaten vermisst habe!
Feine Berichte über den Tschirgant Sky Run findet ihr übrigens auch bei Daniel von Sports-Insider
und bei xc-run.de schreibt der Sieger des Ultratrails, Markus Mingo, über sein Rennen.
Ich bedanke mich sehr herzlich beim Tourismusverband Imst für die Einladung zu dieser Pressereise!