Im Ausrüstungs-Wahn
Das Wunderbare am Laufen ist, dass es nahezu nichts kostet. Rein in die Schuhe und die Laufklamotten und los geht es, egal wo ich gerade bin. Völlig unkompliziert. Theoretisch ist das so. In meiner ganz realen Wirklichkeit jedoch kostet Laufen mitunter ganz schön viel. Ich bin nicht nur süchtig nach Laufen, ich bin auch ein kleines bisschen süchtig nach Ausrüstung.
Mal ehrlich, wer kann sich noch an die Zeiten erinnern, in denen ein paar Laufschuhe ausreichend waren? Lang, lang ist´s her. Zuerst musste ein zweites Paar Straßenschuhe her, schließlich soll sich die Muskulatur nicht zu sehr an das eine Paar gewöhnen, unterschiedliche Belastung muss her. So weit, so gut. Dann habe ich die Kilometerumfänge und die Zahl der Wettkämpfe deutlich gesteigert, ob zwei Paar Schuhe diesen Anforderungen genügend? Lieber noch ein drittes Paar, man weiß ja nie. Der Barfußschuh-Trend kam mir dann auch irgendwann in die Quere, wenigstens Ausprobieren musste ich es ja schon…
Mit meinem Umzug von Berlin nach München taten sich plötzlich ganz neue Möglichkeiten auf: Berge, Trails, Geröll, Schotter, Höhenmeter… Trailrunning-Schuhe mussten her. Rasch stellte sich heraus, dass es ja so unendlich viele verschiedene Modelle für all die unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten gibt. Ich will ja nichts falsch machen, den Berg runterstürzen, bloß weil ich zu geizig war, in das Modell zu investieren, das für bergige Trails bei Regenwetter gut geeignet ist – no way!
Und so geht das alles seinen Gang und schafft Platzprobleme. Übrigens brauche ich ja auch verschiedenste Rucksäcke, Trinksysteme, Stöcke, Regenjacken usw. Es kam der erste Wettkampf, in dem zur Pflichtausrüstung auch eine Regenhose gehörte, die musste natürlich extrem leicht sein, wer will denn das alles sonst den Berg hochschleppen? Außerdem sind Ärmlinge und Beinlinge ja so praktisch und Buffs – wie ich früher ohne die praktischen bunten Tücher unterwegs sein konnte, ist mir heute ein Rätsel.
Kompliziert wird es auch, wenn es vor der Reise zu einem Wettkampf ans Packen geht. Welche Schuhe sind die richtigen, welche Tight, welches Shirt? Bei einer Anreise mit der Bahn kann ich ja nicht unbegrenzt alles mitnehmen, außerdem würde mich die verschobene Entscheidung am Morgen des Rennens absolut stressen. Wir Läufer haben es manchmal eben doch nicht so leicht. Außerdem: Ein Sponsor muss her, ganz dringend!
Aber jetzt geh ich laufen, ganz unkompliziert!