Vier Etappen, etwa 140 Kilometer und 8000 Höhenmeter im Auf- sowie im Abstieg auf dem Weg von Berchtesgaden nach Maria Alm – das sind die Rahmendaten der SALOMON 4TRAILS, die am Samstag mit Siegen der Spaniers Miguel Ortega Caballero vor dem Vorjahressieger Dimitris Theodorakakos (Griechenland) und der Schottin Helen Bonsor vor Tina Fischl (Deutschland) in Maria Alm am Steinernen Meer endeten. Vor allem aber bedeutet dieser Lauf über vier Tage große Emotionen, tolle Landschaften, harte Kämpfe mit sich selbst, wunderbare Momente und neue Freundschaften.
Aus 27 Nationen stammten die Teilnehmer, für die am Dienstagabend mit der Eröffnungsfeier in Berchtesgaden ein mehrtägiges Lauf-Abenteuer begann, so war ein mehrköpfiges Team aus Israel am Start, die weiteste Anreise hatte ein Brasilianer.
Zum fünften Jubiläum des Etappenrennens hatte sich Veranstalter PLAN B etwas Besonderes einfallen lassen und schickte die über 550 Läuferinnen und Läufer auf eine komplett neue Strecke. Die Designer dieser Route waren niemand Geringeres als „Zauberlehrling“ Philipp Reiter und „Gripmaster“ Stephan Repke, die uns alle die schönsten Trails in den Berchtesgadener Alpen erleben lassen wollten. Direkt beim ersten – äußerst kurzweiligen und amüsanten – Strecken-Briefing mussten die beiden die erste Streckenänderung bekannt geben. Aufgrund von Gewitterwarnungen musste die Etappe aus Sicherheitsgründen von zuvor geplanten 30 auf 25,1 km verkürzt werden.
Anspruchsvoll genug war diese erste Etappe von Berchtesgaden nach Bad Reichenhall mit mehr als 1400 Höhenmetern dann sicherlich trotzdem. Starker Regen sorgte bei schwül-warmen Bedingungen zwar einerseits für eine willkommene Abkühlung, jedoch auch dazu, dass ein ohnehin technisch sehr anspruchsvoller langer Downhill zur Rutschpartie wurde. Die wenigsten Probleme mit diesen Bedingungen hatte Miguel Ortega Caballero, der an seinem 33. Geburtstag diese erste Etappe souverän für sich entschied und abends bei der stimmungsvollen Siegerehrung ein Geburtstagsständchen von hunderten Trailläufern dargebracht bekam. Er gewann alle vier Etappen, während es bei den Frauen spannender war und die drei Erstplatzierten Helen Bonsor, Tina Fischl und die Russin Zhanna Vokueva jede mindestens eine Etappe gewannen.
Die Strecken wurden jeden Tag länger und anspruchsvoller, bei den Salomon 4Trails geht es auch darum, sich seine Kräfte so einzuteilen, dass man vier Tage lang diese anstrengenden und technisch fordernden Etappen meistern kann. Zwar gab es auch auf der zweiten Etappe eine Streckenänderung, doch schlug sich das nur in etwas weniger Höhenmetern als ursprünglich geplant nieder. Von Bad Reichenhall nach Ruhpolding mussten wir 34 Kilometer und 1800 Höhenmeter bewältigen.
Zum aus Ruhpolding verlegten Start der dritten Etappe wurden wir mit Bussen oder Autos ins nahe gelegene Weißbach an der Alpenstraße gebracht. Zu Beginn dieser Etappe liefen wir durch die traumhaft schöne Weißbachschlucht, um dann den steilsten Anstieg der gesamten Strecke in Angriff zu nehmen. Mit ohnehin bereits recht schweren Beinen ging es auf nur 3,7 Kilometern gut 950 Höhenmeter zum Ristfeuchthorn hinauf. Da schreien die Waden irgendwann, außerdem war es warm und wurde immer wärmer, es fühlte sich ein bisschen an, als würden wir in der Sauna laufen. Belohnt wurden wir für den Kräfte zehrenden Aufstieg mit wunderbaren Trails, die bergab flüssig gelaufen werden konnten. Nach einer eher zähen flachen Passage ging es dann wiederum hinauf und noch höher hinaus, bevor ein steiler Downhill uns in Lofer ausspuckte. 37,5 Kilometer und knapp 2100 Höhenmeter hatten wir an diesem Tag hinter uns gebracht.
Die vierte Etappe war die längste und schwerste und zugleich landschaftlich die schönste. Es war einfach wunderschön, auch wenn es wahrlich nicht einfach war. 43 Kilometer mit fast 2700 Höhenmetern mit den drei bisher gelaufenen Etappen in Kopf und Beinen sprechen ohnehin für sich. Hinzu kam, dass Teile der Etappe in alpinem und weglosem Gelände, mit seilversicherten Passagen und zahlreichen zu durchquerenden Schneefeldern einfach nicht besonders schnell zu laufen waren. Ja, das war anstrengend – und zugleich waren diese Passagen durch das Steinerne Meer einfach spektakulär.
Fotos: www.andifrank.com / SALOMON 4TRAILS
Ich musste kämpfen und brauchte mit 9 Stunden und 18 Minuten auch deutlich länger für diese Etappe, als ich vorher gedacht hatte. Doch das Glücksgefühl im Ziel nach einem solchen Etappenrennen, das dann noch mit einer derartigen Königsetappe abgeschlossen wird, ist kaum zu beschreiben.
Lange saß ich noch im Ziel, habe ein alkoholfreies Bier nach dem anderen getrunken und die nach mir kommenden Finisher beobachtet. Ständig hatte ich dabei Tränen in den Augen. Die kamen auch abends bei der Finisherparty, der Ausgabe der hart erkämpften Finishershirts und der Bilder und Filme des Tages immer mal wieder. Ich musste daran denken, wie ich letztes Jahr auf der Finisherparty des Trans Alpine Run saß und so unendlich traurig war, da ich in der letzten Etappe verletzt ausgestiegen war. Jetzt war ich einfach nur froh – ich hatte es geschafft.
Die SALOMON 4TRAILS sind ein gigantisches Trailrunning-Event, hinter dem auch ein logistischer Kraftakt steckt. Die Trails in unwegsamen Gelände müssen markiert werden, morgens früh machen sich Läufer auf den Weg, um alles zu checken und gegebenenfalls die Markierungen zu erneuern. Unmengen von Verpflegung und Getränken stehen unterwegs bereit. Die Taschen der Läuferinnen und Läufer werden in den nächsten Etappenort transportiert und dort in die Hotels verteilt.
Hier steckt viel Herzblut drin, und dies bei allen Beteiligten. Sowohl das Team des Veranstalters PLAN B als auch die Medical Crew, die Teams an den Verpflegungsstellen – einfach alle geben den Läuferinnen und Läufern das Gefühl, für sie da zu sein. Die gastgebenden Orte richten jeweils die abendliche Pastaparty aus, die Bürgermeister sind bei der Siegerehrung dabei.
Wer es sich selbst angesichts des anspruchsvollen Wettkampfes etwas leichter machen möchte, sollte es so machen wir ich und eine Wettkampfbetreuung bei SOMMERKIND Trailrunning Tours buchen. Ich musste zwar noch selber laufen und das war anstrengend genug, aber sonst musste ich mich um nichts kümmern. Das begann schon im Vorfeld: Sehr gute Hotels sind in den Etappenorten für uns reserviert. Wenn ich nachmittags erschöpft ins Ziel eingelaufen bin, wurde ich ins Hotel gebracht, wo meine Tasche schon auf dem Zimmer stand, zusammen mit Getränken und ein paar Leckereien. Dann konnte ich mich im Hotel massieren lassen, was mir vermutlich über die Tage meine Beine gerettet hat. Wir waren außerdem ein tolles Team, geteiltes Leid ist doch schließlich auch halbes Leid.
Es waren intensive Tage, es war anstrengend, wir haben geflucht und gelitten, wir haben gekämpft – und wir waren die wohl glücklichsten Läuferinnen und Läufer, die man sich vorstellen kann.
Die Gesamtwertung im Überblick:
Men:
- Miguel Ortega Caballero (Spanien) 13:30.50,6 Std.
- Dimitris Theodorakakos (Griechenland) 13:47.43,3 Std.
- Daniel Jung (Italien) 13:58.57,5 Std.
Women:
- Helen Bonsor (Schottland) 16:15.43,9 Std.
- Tina Fischl (Fürstenstein) 16:31.18,9 Std.
- Zhanna Vokueva (Russland) 16:38.46,8 Std.
Master Men:
- Josef Vogt (Liechtenstein) 14:59.34,8 Std.
- Stefan Holzner (Bad Reichenhall) 15:13.36,8 Std.
- Christian Meusburger (Österreich) 15:40.27,8 Std.
Master Women:
- Lauren Jeska (Schottland) 17:56.32,2 Std.
- Uta Jurkschat (Schmiedefeld) 20:18.28,6 Std.
- Eva Färberböck (Murnau) 20:25.34,6 Std.
Senior Master Men:
- Hermann Daucher (Österreich) 16:22.40,6 Std.
- Thomas Miksch (Kempten) 16:36.47,9 Std.
- Bernd Tritscher (Österreich) 17:19.44,5 Std.
Alle Ergebnisse unter
http://services.datasport.com/2015/lauf/Salomon4Trails/gesamt/default.htm
Die Angebote von SOMMERKIND Trailrunning Tours sind zu finden unter:
http://www.trailrunning-tours.com/
Dieser Beitrag erschien in einer etwas kürzeren Version zuerst bei: