Favoritensiege beim Thermen Marathon – und einfach eine tolle Veranstaltung an einem erstaunlich sonnigen Wintertag. So oder ähnlich könnte man den Lauftag in Bad Füssing zusammenfassen. Über 1800 Läuferinnen und Läufer starteten über die verschiedenen Distanzen bei der 22. Auflage des vom Gesundheitskonzern Johannesbad veranstalteten Marathons.
Bei perfektem Wetter mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und Sonnenschein wurden zunächst die 10-Kilometer-Läufer, danach gemeinsam die Marathonis und Halbmarathon-Starter auf die Strecke geschickt. Auf der langen Distanz sind vier Runden zu laufen, allerdings im Wechsel zwei unterschiedliche, nach jeder Runde kommen die Athleten wieder an Start und Ziel und damit Moderation und Zuschauern vorbei, das macht den Lauf recht kurzweilig.
Nach einer Runde rennen die 10-Kilometer-Finisher ins Ziel. Hier verpasst Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) mit 30:07 nur um zwei Sekunden den Streckenrekord aus dem vergangenen Vorjahr. Bei den Damen gewann die Favoritin Julia Viellehner (TSV Triathlon Altenmarkt) in 34:21 Minuten.
Nach zwei Runden kommt der aktuelle Deutsche Marathon-Meister Tobias Schreindl (LG Passau) über die Halbmarathon-Distanz in 1:07:11 als Erster ins Ziel. Bei den Damen kann Tina Fischl (LG Passau/ASICS Frontrunner)sich nicht nur über die Wiederholung ihres Vorjahressiegs freuen, sondern sie rennt sogar in neuer persönlicher Bestzeit von 1:17:24 über die Ziellinie.
Allgemein gilt die asphaltierte und weitestgehend flache Strecke als Bestzeiten-tauglich, ein Lauffreund berichtet mir noch am Vorabend, dass er genau hier seine PB gelaufen ist. Das macht mir das Leben schwer an diesem Sonntag, starte ich doch entgegen aller vernünftigen Pläne viel zu schnell, lasse mich von den anderen mitreißen, renne durch die sonnige Landschaft und denke eine – zugegeben nur kurze – Weile, das ginge so früh im Jahr gut. Dafür muss ich später etwas mehr leiden als sonst, aber selbst Schuld… Trotz deutlicher Tempoeinbußen finishe ich am Ende in 3:54:07 und bin eigentlich ganz froh damit.
Da sind die Sieger natürlich schon eine ganze Zeit lang im Ziel. Auch hier dominiert die Vorjahressiegerin den Lauf: Die Triathletin Angela Kühnlein (Brehm Titan Runners) entscheidet den Johannesbad Thermen Marathon bereits zum vierten Mal für sich, sie finisht in 3:05:59. Bei den Männern gewinnt der Dritte von 2014, Felix Maierhöfer (DJK Dasswang), nach 2:37:25.
Als ich selbst, mit wirklich schweren Beinen, ins Ziel laufe, merke ich sehr schnell, warum sie alle immer wieder zurück kommen nach Bad Füssing. Der Thermen Marathon hat zahlreiche „Wiederholungstäter“ und das absolut zu Recht. Das Event ist sehr gut, ja liebevoll organisiert. Die Zielverpflegung wird in einem gut beheizten Zelt ausgegeben, Wärmedecken werden sofort von freundlichen Helferinnen und Helfern gereicht.
Im Ziel mit der weltbesten Pacemakerin, Sandra Mastropietro
(Foto: Armin Siebert)
Der Eintritt in die Therme ist im ohnehin eher niedrigen Startgeld am Samstag und Sonntag ebenso inklusive wie eine Pastaparty mit zwei Freigetränken im Thermenrestaurant am Vorabend.
„Was ist denn eigentlich eine Nudelparty?“ – diese Frage sorgte am Vortag für Gelächter. Im Rahmenprogramm des Thermen Marathons war Samuel Koch eingeladen, um über „Grenzen“ zu sprechen. Der seit seinem Unfall bei „Wetten dass…“ vor gut vier Jahren querschnittsgelähmte Koch liest einige Passagen aus seinem Buch „Zwei Leben“ und stellt sich den Fragen des Publikums. Er räumt gleich zu Beginn ein, dass ihm Laufen früher nie so lag, berichtet dann aber, wie sein ganzes Leben, wie all seine Zukunfts- und Berufsperspektiven immer mit Sport und Bewegung zu tun hatten. Wie er sich jetzt manchmal fast wie ein Ausdauersportler fühlt, da er jeden Tag, wieder und wieder, Stunde um Stunde, seine Übungen machen muss, mit denen er überhaupt so weit gekommen ist, wie er jetzt wieder ist. Wie er so oft trainiert und mitunter gar nicht recht merkt, wofür eigentlich. Es sind bewegende und auch bedrückende Momente an diesem Samstag, doch zeichnet sich Samuel Koch auch durch seinen Humor aus, der die Stimmung immer wieder ändert. Und er gibt den Athleten im überfüllten Saal, die doch alle am nächsten Tag im Unterschied zu ihm laufen können, mit auf den Weg, nicht das Leben zu verweigern, um das Risiko zu vermeiden, außerdem – die Herausforderung anzunehmen und „mal gucken, was passiert“.
(Dieser Text erschien zuerst bei Laufen.de)