Eine Woche später hätte dieses wunderbare dreitägige Event in Imst aufgrund der Verschärfung der Corona-Maßnahmen schon nicht mehr stattfinden können: Dankbar blicke ich zurück auf tolle Trailrunning-Tage beim Dynafit Trailrun3 mit dem Starkenberger Homerun im Zentrum.
Ein Bergsprint im benachbarten Pitztal am Freitag. Der Starkenberger Homerun am Samstag, bei dem die beiden Teampartner unterschiedliche Strecken laufen mussten und sich im Ziel in Imst wieder trafen. Und ein alpiner, sehr anspruchsvoller gemeinsamer Lauf am Sonntag. Das alles stand für die Teilnehmer des gesamten Events auf dem Programm.
Das Trail-Wochenende in Imst beginnt
Mit meiner Teampartnerin Judith war ich an allen drei Tagen am Start. Und auch, wenn am Sonntag das Rennen für uns am zweiten Checkpoint beendet war, hatten wir ein grandioses Wochenende mit vielen liebenswerten Verrückten (#endlichnormaleleute) um uns herum. Genau das also, was uns allen in den letzten Monaten, inmitten verschiedenster virtueller Wettkämpfe, so sehr gefehlt hat.
Nur eine Woche nach meinen 61 Kilometern rund um Innsbruck durfte ich also wieder in Tirols wunderbarer Bergwelt laufen. Großes Kompliment an den Veranstalter Plan B, der sich daran getraut hat, ein dreitägiges Event zu stemmen, mit all den Auflagen und Richtlinien, die dazu nötig waren: Begrenzte Starterzahlen, die nicht alle gleichzeitig auf die Strecken gingen, Mund- und Nasenschutz beim Start, an den Verpflegungen und im Ziel, Desinfektionsmittel in der Pflichtausrüstung, mitunter Wartezeiten an den Verpflegungen, keine Zuschauer im Zielbereich usw. Wie wir am Tag vor dem Event erfahren, gab es die endgültige Freigabe, alles genau so durchzuziehen wie geplant, erst am Dienstag vor dem Event. Und am Montag danach wurden in Österreich die Bedingungen wieder verschärft. Am Freitag danach erklärt die Bundesrepublik Tirol zum Risikogebiet. Alles ganz schön wackelig also. Aber wir durften kommen, laufen und ein großes Trailrunning-Fest feiern.
Durch verschiedene Start- und Shuttlezeiten am Samstag, die aus den Auflagen und den verschiedenen Distanzen und Wettbewerben resultierten, waren wir alle eine Weile lang verwirrt. Das verlieh dem Ganzen eine gewisse humoristische Komponente: Die Frage, wer wann mit welchem Shuttle zu welchem Start fahren muss, bestimmte zwei Abende lang die komplette abendliche Unterhaltung in unserem Hotel. Im Ziel des Starkenberger Homeruns stellte sich heraus, dass es niemand wirklich verstanden hatte. Aber alle waren wir auf wundersame Weise die richtige Strecke gelaufen. Darauf gab es ein Zielbier, danke dafür, Matze!
Doch von Anfang an:
Nach der Ankunft am Donnerstag gab es schon eine kleine, aber feine Laufrunde mit Lukas von Trailmotion Tirol. Am nächsten Tag waren die anderen aus unserer Gruppe im Speedhiking Park wandern (und danach sehr begeistert), während Judith und ich es ruhig haben angehen lassen. Denn mittags brachte uns ein Shuttlebus nach Jerzens im Pitztal, zum Bergsprint: 6,4 Kilometer mit 960 Höhenmetern von der Talstation Hochzeiger (1.450 m) hinauf zur Sechszeiger Bergstation (2.359 m) waren hier zu bewältigen.
Höhenmeter am Wochenende in Imst
Ich komme Berge immer nur sehr langsam hoch, insofern ist ein Rennen, bei dem es nur hoch geht, nicht gerade meine Lieblingsdisziplin. Trotzdem war es wunderschön, denn nach schweißtreibendem Anstieg am Anfang gab es tatsächlich auch für mich laufbare Trails mit wunderbaren Ausblicken. Da wir als vorletztes Team gestartet sind (es gab zwei Startwellen, innerhalb derer alle paar Sekunden ein Team auf die Strecke geschickt wurde), musste ich mich auch nicht damit stressen, dass ich bergauf ständig überholt werde. Alles hat sein Gutes 😊
Im Ziel war es wunderschön. Das Wetter (alle drei Tage übrigens!) ein Traum, die Aussicht gigantisch, und liebe Leute aus meinem geliebten Pitztal habe ich auch noch getroffen. Mit dem Sessellift ging es ganz gemächlich wieder hinunter. Toller Auftakt!
Am nächsten Tag ging es für mich um 7.15 Uhr mit einem Bus zum Fernsteinsee, um von dort 25,7 km (Höhenmeter im Aufstieg 1061 m, Höhenmeter im Abstieg 1228 m) nach Imst zu laufen, während es für Judith eine Stunde später nach Landeck ging. Für sie ging es von hier aus 29,4 km (Höhenmeter im Aufstieg 1676 m, Höhenmeter im Abstieg 1705 m) bis zum Ziel in Imst. Im Ziel wurden die Zeiten addiert. Das war so richtig meine Strecke, mit mehr Downhill… Es lief recht gut und ich hatte Spaß. Einmal wäre ich fast falsch abgebogen (und von vielen anderen habe ich gehört, dass ihnen genau das an der Stelle tatsächlich passiert ist), habe aber die Markierung doch noch im letzten Moment gesehen. Über Obtarrenz ging es zur Salvesenklamm, weiter nach Hochimst. Spektakulär schön die letzten Kilometer durch die Rosengartenschlucht ins Ziel nach Imst.
Wenig später konnte ich Judith feiern, die auf ihrer Strecke als vierte Frau ins Ziel in Imst lief.
Der letzte Tag hatte es schon von den nackten Zahlen her in sich: 33 Kilometer mit gut 2.200 Höhenmetern rauf und runter. Während ich mir Sorgen wegen meines langsamen Aufstiegs machte, sorgte sich Judith wegen des als „technisch anspruchsvoll, aber aussichtsreich“ angekündigten Larsengrats. Um es kurz zu machen: Der Streckenteil zwischen dem Gipfel des Laggers über besagten Grat zum Ödkarlekopf und Pleiskopf auf 2560 Metern Höhe hatte es in sich. Schmale, absturzgefährdete Passagen bereiteten einigen Läufern und Läuferinnen am Ende des Feldes große Probleme, darunter übrigens auch mehrfache Finisher des Trans Alpine Runs. Ich fand es wunderschön, die Szenerie war spektakulär, aber wir kamen nicht wirklich von der Stelle.
Dankbar war ich, dass Tommi, von da an nur noch „der Held“ genannt, von der Bergwacht Judith an einigen schwierigen Stellen an die Hand genommen und begleitet hat.
Wir haben es geschafft, auch den folgenden Downhill durch Schotter haben wir geschafft. Aber genau wie einige andere haben wir dazu zu lange gebraucht.
Der zweite Checkpoint an der Muttekopfhütte an unserem Wochenende in Imst
Wir wurden mit der niederschmetternden Nachricht begrüßt, dass wir nun unsere Startnummer abgeben müssen und das Rennen für uns beendet sei. Cut-Off-Zeit überschritten, außerdem war ein Gewitter im Anmarsch. Mein vorsichtiger Überredungsversuch, dass wir doch schon 2.000 Höhenmeter im Aufstieg und den Grat hinter uns gebracht hätten und von nun an nur noch hinunterbrettern müssten, hat den Verantwortlichen (zu Recht!) nicht weiter beeindruckt.
Aus, vorbei, kein Finish in Imst. Stattdessen ein Spaziergang zur nächsten Bergbahnstation und eine Fahrt ins Tal. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Aber neben die Enttäuschung traten ganz rasch: Große Dankbarkeit über ein fantastisches Wochenende. Aber auch die Zufriedenheit darüber, dass wir an diesem letzten Tag doch immerhin die schwierigsten Stellen des Rennens geschafft haben. Wenn auch zu langsam. Aber Sicherheit geht vor, und wenn sich jemand auf derart schwierigem Terrain nicht sicher fühlt, dann gibt es keine Hektik. Wunderschön war es da oben jedenfalls, und der Weg vom Laggers über den Larsengrat hat mich sehr beeindruckt. Ich komme wieder, das steht fest!
Die Zeiten all der starken Finisher und die wahnsinnig rasanten Siegerzeiten sowie weitere Infos über dieses großartige Event in schwierigen Zeiten findet Ihr hier.
Wenn es noch nötig gewesen wäre, mich zu überzeugen, wäre dies an diesem verlängerten Wochenende gelungen: Das Pitztal und die Region Imst sind einfach ganz wunderbare und ungeheuer beeindruckende Wander- und Trailrunning-Regionen und so unterschiedlich und vielseitig dieses Drei-Tage-Event war, so findet auch jeder, der auf eigene Faust herkommt, hier die Strecke, die für ihn oder sie passend ist. Eins jedoch trifft meist zu: Es ist steil und es ist anstrengend. 😊
Eine persönliche Bemerkung noch zum Schluss:
Auch als ungeheuer freundlich hat sich die Region präsentiert: Der Fahrer des Shuttle-Busses nach dem Bergsprint ist auf der Rückfahrt von einem großen auf einen Mini-Bus gewechselt, um Judith und mich nicht zur zurück nach Imst, sondern sogar bis zu unserem Hotel zu fahren. Und als wir nach der Talfahrt am letzten Tag in Hoch-Imst jemanden nach dem Weg zum Linserhof gefragt haben, hat er uns diesen nicht erklärt, sondern die Kleinfamilie hat uns, dreckig und stinkend wie wir waren, hingefahren.
Und ganz zum Schluss noch eine Geschichte, die gar nichts mit Sport, aber viel mit der Region Imst zu tun hat:
Am Samstagabend haben wir das Weingut Flür in Tarrenz besucht. Während auf der Hinfahrt im Auto noch festgestellt wurde, dass in Tirol doch gar kein Wein angebaut werden könne, weil es zu kalt ist und überhaupt, das hatten wir ja noch nie gehört – hat uns die wunderbare und lustige Alexandra Flür rasch und wortreich eines Besseren belehrt. Es gibt Wein, und wirklich guten bauen sie und ihr Mann im Familienbetrieb, entstanden aus dem alten Bauernhof der Eltern, an. Diverse Weißweine und einen Rotwein später waren wir uns einig, dass es nicht nur Wein aus Tirol gibt, sondern dass der auch richtig was kann. Schaut doch mal auf die Website.
Und: Ja, ich weiß, eine Weinverkostung am Abend zwischen zwei Rennen ist nicht das schlaueste, was man/frau machen kann. Aber manchmal kommt eben alles anders und, was soll ich sagen: Es war schön und es war lecker! Ach ja, und falls ihr auf die Seite geht: Der Rotweinlikör, ich sage euch, der Rotweinlikör!!!
Fotos: privat / Plan B (Andi Frank / Klaus Fengler).
Ich danke Imst Tourismus für die Einladung!
Übrigens haben Judith, Lars und Daniel auch tolle Bericht über unser gemeinsames Wochenende geschrieben, schaut doch mal rein, hier geht es zu Judith und zu Lars hier zu Daniel.