Nächste Woche laufe ich in Bad Füssing meinen ersten Marathon in diesem Jahr. Letztes Jahr war ich fünf Mal über die 42,195 Kilometer offiziell am Start. Es erscheint mir so normal, dass ich mich, wann immer ich das möchte und mich dazu vom Trainingszustand her in der Lage fühle, für einen Marathon anmelde. Doch durften Frauen nicht immer schon an der Startlinie stehen.
Unternehmen wir einen kleinen Zeitsprung: 1967 meldete sich die Studentin Kathrine Switzer nur mit ihren Initialen als K.V. Switzer für den Boston Marathon an. Frauen durften damals nur Wettkämpfe bis zu 800 Metern laufen. Weiter sei zu anstrengend für sie, manch einer argumentierte sogar, dass längere Läufe Frauen unfruchtbar mache, da es ihre Gebärmutter schädige. All die wunderbaren Wettkämpfe waren für Frauen also tabu. Und damit wollte sich Kathrine Switzer, 1947 in Deutschland als Tochter eines hier stationierten Majors der US-amerikanischen Armee geboren, nicht abfinden.
Gemeinsam mit ihrem Trainer und ihrem Freund ging sie also heimlich an den Start. Doch dann bemerkte Renndirektor Jock Semple sie während des Marathons. Entsetzt, dass eine Frau auf der Marathonstrecke lief, versuchte er sie von derselben zu zerren, wollte ihre Startnummer, schrie sie an: „Get the hell out of my race!“ Es kam zu tumultartigen Szenen, denn Switzers Freund, ein kräftiger Football-Spieler, drängte Semple zu Seite. Die Rangelei fand ausgerechnet genau vor dem Fahrzeug der Pressefotografen statt, die Switzers Bemühen, einen Marathon zu laufen, nun dokumentierten.
Kathrine Switzer finishte diesen denkwürdigen Marathon in Boston in 4 Stunden und 20 Minuten. Die Fotos und ihr Finish lösten Diskussionen darüber aus, ob man Frauen weiterhin verbieten könne, Marathon zu laufen. 1972 war es dann so weit: Offiziell durften Frauen in Boston an den Start gehen. Kathrine Switzer wurde Dritte in 3:29:51. Doch ihr Kampf war noch nicht beendet. 1972 war sie als Journalistin bei den Olympischen Spielen in München und setzte sich hier und in der Folge dafür ein, dass Frauen auch bei Olympischen Spielen über die Marathon-Distanz an den Start gehen dürfen. 1984 in Los Angeles war auch dieses Ziel erreicht.
In der Zwischenzeit hatte Kathrine Switzer, die 1975 in Boston in ihrer persönlichen Bestzeit von 2:51:37 Zweite wurde, im Jahr 1977 gemeinsam mit der Kosmetikfirma AVON eine Frauenlaufserie ins Leben gerufen – der erfolgreiche Berliner Frauenlauf ist Teil dieser Serie. Switzer sagt: „Laufen hat das Leben von Frauen auf der ganzen Welt verändert, es gibt ihnen Kraft und Selbstbewusstsein.“
2014 feierte ein weiteres Event Premiere: Der 261 Women´s Marathon auf Mallorca. Kathrine Switzer trug damals, 1967, in Boston die Startnummer 261 – sie möchte alle Läuferinnen daran erinnern, dass in ihnen ein Stück von ihr steckt, daher wurde ihre Startnummer aus Boston Teil des Veranstaltungsnamens.
In diesem Jahr findet der 261 Women´s Marathon am 8. März, also am Weltfrauentag statt – passender geht es wohl kaum. Start und Ziel für die Marathon- und 10-Kilometer-Strecke ist nahe der wunderschönen Kathedrale in Palma de Mallorca. Männer dürfen zwar starten, werden aber nicht gewertet.
Kathrine Switzer wird vor Ort sein – schon das nicht der schlechteste Grund, dort mitlaufen, dachte ich mir und bin inzwischen angemeldet. Ich werde im Team von Laufcampus starten. Andreas Butz, der Kathrine Switzer vergangenes Jahr am Rande des New York Marathons kennengelernt hat, war von ihr und der Veranstaltung gleich angetan und bietet eine Laufreise zum 261 Women´s Marathon an. Kathrine Switzer plant sogar, uns im Camp zu besuchen.
Details unter: http://www.laufcampus.de/mallorca/261wm.php
Ihr wollt beim 261 Women´s Run auf Mallorca am Start sein?
Infos zum Rennen und Anmeldung unter:
Ein Video über Kathrine Switzer und wie sie den Laufsport für Frauen verändert hat, findet ihr unter:
https://www.youtube.com/watch?v=fOGXvBAmTsY&feature=youtu.be