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Krank in Israel: Von einer etwas anderen Laufreise

von | Mrz 28, 2016 | Allgemein, Laufjahr 2016, Wettkämpfe | 6 Kommentare

Warum fällt es uns oft so schwer, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind? Manchmal kommt alles ganz anders, als wir es uns vorgestellt haben, und wir sind traurig, wütend, enttäuscht – ohne zu sehen, dass eben nicht alles im Leben plan- und vorhersehbar ist; und trotzdem dankbar zu sein für das, was wir haben, auch in den Momenten, in denen es gerade nicht so rund läuft.

So ging es mir kürzlich in Israel. Ich hatte mich so darauf gefreut, mit meiner besten Lauffreundin und diesjährigen Trans Alpine Run-Partnerin Sandra Mastropietro und den anderen ASICS Frontunnern Laura Chacon Biebach, Andrea Diethers und Jan Erik Kruse ungefähr 200 Kilometer Trails in Israel zwischen Tel Aviv und Jerusalem und als krönenden Abschluss den Jerusalem Marathon zu laufen.

Eine tolle Vorbereitung für den TAR würde das werden, ein tolles Abenteuer sowieso! Für mich hatte die Reise auch dadurch noch eine besondere Bedeutung, dass ich in den letzten Jahren sehr oft beruflich in Israel war – hierher zu kommen, „nur“ um zu laufen, darauf freute ich mich unendlich.

Eine Woche vorher kehrte ich von Mallorca zurück, wo ich als Coach ein Trailrunning-Camp von Laufcampus begleiten durfte. Ich war fit, gerade erst viele Kilometer Trails gerannt, alles super.

Dann begann der Hals zu kratzen. Einfach so. Ich war das gesamte Jahr 2015 nicht krank gewesen, keine einzige Erkältung, und dann das. Aufgerechnet jetzt! Ich trank und aß Ingwer, bis ich schon dachte, dass ich bestimmt eine Ingwer-Vergiftung erleiden würde. Ich schonte und pflegte mich – aber es wurde schlimmer statt besser. Halsweh, Husten, Schnupfen – die Nacht vor dem Abflug war so blöd, dass ich am Reisetag morgens überlegte, das Ganze abzusagen. Aber es war doch schon alles gebucht, ich war eingecheckt, vielleicht würde ja alles gut, wenn ich den ersten Tag aussetzen und mich in Tel Aviv am Strand erholen würde. Und selbst wenn ich ein paar Tage nicht laufen könnte, sondern nur dabei wäre, wäre das doch schließlich auch ok.

So die Theorie. In der Praxis haben mir zuerst die beiden Flüge (München – Istanbul – Tel Aviv) ziemlich die Ohren zerhauen, das taube Gefühl ging tagelang nicht weg. Vor allem aber ist es viel schwerer, einfach nicht zu laufen, wenn man vor Ort ist, die anderen sich fertig machen, voller Vorfreude sind und abends erschöpft, aber glücklich, mit tollen Eindrücken und ebenso feinen Bildern zurückkommen.

Das fühlt sich blöd an. Unbedingt wollte ich am nächsten Tag dabei sein. Doch standen 55 Kilometer auf dem Plan. Das ging nicht, das habe sogar ich eingesehen. Meine liebe Sandra war einverstanden, nur einen Teil der Strecke mit mir zu laufen und wenn nötig auch zu gehen. Also bin ich am zweiten Tag eingestiegen, langsam, immer noch hustend und schnupfend, aber dadurch, dass wir immer auch gegangen sind, fand ich es in Ordnung.

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(Fotos: Sandra Mastropietro
alle folgenden Bilder: Inger Diederich)

Es war anstrengend, es ist schon frustrierend, wie schnell die tolle Form durch eine nur leichte Krankheit verschwinden kann. Es war trotzdem auch schön, wir haben uns in Orangen-Plantagen verlaufen beim Versuch, mir den ultimativen Vitamin-Kick zu verschaffen, sind um ein großes Getreidefeld im Kreis gelaufen, mussten ständig über uns selber lachen. Am Ende des Tages waren wir in Lod, dem Zielort.

Gut getan hat mir der Tag mit seinen knapp 25 Kilometern leider nicht. Mir war abends kalt, ich musste wieder mehr husten. Klar war jedenfalls, dass ich am nächsten Tag nicht wieder laufen würde – am Ende des Tages ist es kein Lauf-Abenteuer wert, sich vollständig die Gesundheit zu ruinieren. Schweren Herzens entschloss ich mich, mich für zwei Tage aus dem gemeinsamen Unternehmen auszuklinken, nach Jerusalem zu fahren und mich in einem Hotel richtig auszuschlafen und zwei Tage zu erholen, um die anderen Verrückten dann in Jerusalem zu erwarten – in einer besseren Verfassung, hoffentlich.

Ich war traurig und enttäuscht – aber mal ganz ehrlich, was bedeutet das eigentlich im Großen und Ganzen, mal ganz nüchtern betrachtet? Ich konnte einen mehrtägigen Lauf, auf den ich mich sehr gefreut hatte, nicht mitmachen. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger. Ich glaube, wir müssen lernen (ich auf jeden Fall), zu diesen Dingen eine andere Haltung zu entwickeln, Dinge, die wir nicht ändern können, zu akzeptieren. Etwas daraus mitzunehmen, denn alles hat einen Sinn.

Mir hat jedenfalls die Schlaf-Auszeit im Hotel gut getan. Weit davon entfernt, vollständig gesund zu sein, konnte ich doch zumindest beim tollen Foto-Shooting mit Inger Diederich auf schönen Trails rund um Jerusalem und in der wunderschönen Altstadt von Jerusalem mitmachen.

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Vor allem aber habe ich mit meiner Teilnahme am Halbmarathon in Jerusalem einen wunderschönen Abschluss dieser etwas verkorksten Woche gehabt. Umgemeldet von der Marathon auf die Halbmarathon-Distanz bin ich an den Start gegangen, bin sehr, sehr langsam gelaufen und habe mir vorgenommen, das Rennen abzubrechen, falls ich merke, dass es mir nicht gut tut. Doch da ich langsam unterwegs war, sogar zum Fotografieren stehen geblieben bin, ging das sehr gut. Und es war wunderschön. Der Lauf ist fantastisch, die Strecke wunderschön, führt sogar kurz durch die Altstadt. Die Stimmung ist super – es ist ein wirklich tolles Event (mit der besten Pasta-Party, die ich jemals erlebt habe). Wie dankbar ich war, dass ich diesen Halbmarathon laufen konnte! Ich werde wiederkommen, das stand für mich beim Zieleinlauf nach 2 Stunden und 7 Minuten fest. Und dann laufe ich, wie dieses Jahr geplant, den Marathon. Aber dann bin ich gesund.

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Danke an Andrea und Jan Erik für die Organisation der Reise, danke an Euch und Sandra, Laura und Inger dafür, dass Ihr mein ständiges Geschnupfe und Gehuste ertragen habt und eines steht fest: Nächstes Mal bin ich gesund und laufe mit, wo auch immer!!! Und jetzt mache ich erstmal schöne neue Pläne und schaue mal, wo meine nächste Laufreise mich hinführt 🙂

Das bin ich

Dr. Andrea Löw, Historikerin und leidenschaftliche Läuferin. Hier nehme ich euch auf meine Laufabenteuer und Reisen mit.

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