Während ich jetzt durch nasskaltes Herbst-/Winterwetter laufe, ist doch ein guter Moment, mich an den traumhaften Sonnenschein Mitte Oktober zu erinnern, als ich wunderbare 42,195 Kilometer durch München laufen durfte.
Beim München Marathon zeigte sich wieder einmal, dass der Wettergott ein Läufer ist oder zumindest starke Sympathien für uns hat. Strahlender Sonnenschein machte die Kulisse noch schöner, zwischendurch war es fast ein bisschen zu warm. Was für in Luxusproblem!
Zum dritten Mal ging ich in meiner Wahlheimat über die volle Distanz auf die Strecke. Während ich im Vorjahr, mitten im Training für das Ultra Africa Race in Mosambik, noch mit Regenjacke und schwerem Rucksack unterwegs war, bin ich in diesem Jahr zwar auch einen langsamen und entspannten Marathon gelaufen, aber ganz ohne Gepäck und in sommerlicher Kleidung.
Passend zu München ist alles sehr schick (und das Startgeld allerdings auch nicht gerade günstig): So gibt es für den Generali München Marathon, wie er nach dem Hauptsponsor genannt wird, in diesem Jahr ein eigenes kleines deutsch-englisches Magazin im Buchformat: “La Loupe – ein Blick auf den Generali München Marathon”, das Informationen zum Event, aber auch darüber hinaus über München allgemein sowie zu Sport und Fitness bietet.
Gut 21.000 Läuferinnen und Läufer aus 110 Ländern gehen auf die Strecken: Am Vortag gibt es den traditionellen Trachtenlauf im Olympiapark, den ich nächstes Jahr doch endlich auch einmal im Dirndl laufen möchte. Neben der klassischen Marathondistanz gibt es einen Halbmarathon und einen 10-Kilometer-Lauf, der Marathon kann auch als Staffel gelaufen werden. Für uns Marathonläufer ist das mit den Staffeln spätestens beim Zieleinlauf nicht so schön, wenn vier Läufer zusammen und nebeneinander teilweise den Marathonläufern kaum mehr Platz auf der Stadionrunde lassen. Mir war das persönlich ein bisschen egal, ich hatte das schon oft, aber für Läuferinnen und Läufer, die vielleicht gerade ihren allerersten Marathon finishen und eigentlich einen grandiosen ZIeleinlauf im Olympiastadion haben könnten, ist das etwas schade.
Sehr gut gefällt mir das Projekt “Laufend integrieren”, über 100 Flüchtlinge wurden hier gemeinsam auf verschiedene Distanzen vorbereitet und gingen an den Start. Über 7,5 Kilometer gab es außerdem einen Inklusionslauf.
Der München Marathon bedeutet immer ein Wiedersehen mit Freunden auf der Marathonmesse und dann auch vor dem Start, das ist sehr schön.
Für mich ging es dann ruhig auf die Strecke, mein länger Lauf seit dem Gobi March in der Mongolei Anfang August war der Budapest Halbmarathon im September. Ein gemütlicher Lauf durch meine Heimat war geplant und das hat bei dem traumhaften Wetter Spaß gemacht.
In der zweiten Hälfte wurde es dann härter, wie das eben ohne richtiges Training so ist. Aber durch das schöne Wetter war in der Innestadt so viel los wie selten beim München Marathon, die Stimmung war richtig gut. Und spätestens, wenn die Läuferinnen und Läufer die City erreicht haben, ist die Strecke, die vorher ja schon teilweise etwas trist ist, wieder richtig klasse.
Am Königsplatz, also bei Kilometer 35, standen Freunde zum Anfeuern, das war sehr fein und nach einigen Schlucken Motivationscola bekam ich dann auch noch ein Helles gereicht. Einen großen Schluck genommen, Gelächter bei den Umstehenden, und dann bin ich weiter.
Nach ein paar Metern, an den Propyläen, stand zu meiner freudigen Überraschung mein Freund zum Anfeuern: Kuss und weiter. Nach diesem doppelten Motivationsschub bin ich mit zwar schweren Beinen, aber vor mich hingrinsend, zurück Richtung Olympiastadion gelaufen. Unterwegs gab es noch ein paar feine Cheering Points und wenige Kilometer vor dem Ziel noch ein alkoholfreies Weißbier.
Der Zieleinlauf ist in München einfach toll: Durch das Marathontor mit Musik und Lightshow ins Stadion, dort noch eine Ehrenrunde und dann ist es geschafft.
Gute Zielverpflegung und das warme Wetter führten dazu, dass der Rasen im Stadion komplett voller Läuferinnen und Läufer war, manche humpelten ein bisschen, alle strahlten, Marathon ist einfach etwas ganz feines. So sieht es aus. Immer mal wieder werde ich gefragt, ob ich mich, wo ich doch diese Ultraläufe mache, überhaupt noch für einen Marathon interessiere. Ja, ja, ja! Die 42,195 Kilometer sind einfach eine nahezu magische Distanz, ich mag das, ich mag das sehr. Und im Ziel in München, als ich all die strahlenden Gesichter gesehen habe, wusste ich wieder einmal mehr, dass ich da auch allen Grund zu habe.
(Fotos: Marathon-Photos, privat, Svati Barve, Marc Hiller)