In knapp drei Wochen, am 8. Juli, beginnen die Salomon 4Trails, ein alpiner Etappenlauf. Auf den vier Etappen von Berchtesgaden über Bad Reichenhall, Ruhpolding und Lofer bis nach Maria Alm müssen gut 162 Kilometer und 9288 Höhenmeter bewältigt werden. Um dafür fit zu sein, sollten nicht nur lange Distanzen mit vielen Höhenmetern trainiert werden, sondern auch die entsprechende Belastung an mehreren aufeinander folgenden Tagen.
Da passte es ausgezeichnet, dass SOMMERKIND Trailrunning Tours, bei denen ich die Wettkampfbetreuung für die 4Trails gebucht habe, am vergangenen Wochenende eine dreitägige Tour von Garmisch-Partenkirchen über Oberammergau und den Plansee bis nach Füssen im Angebot hatte. Drei Tage, 70 Kilometer, 4300 Höhenmeter – perfekt!
Die Veranstalter, Till Schneemann und seine Lebensgefährtin Carmel Hild, werben mit dem Slogan: „Sie laufen, wir kümmern uns um den Rest!“ Das klang vielversprechend und schon bei der Ankunft in Garmisch wird mir klar, dass das ernst gemeint ist. Ich werde vom Bahnhof abgeholt und zum Treffpunkt gebracht, und Carmel versichert mir nach einigen Nachfragen , ich könne meinen Kopf jetzt ruhig ausschalten. Perfekt, das ist meine Tour! 14 Läuferinnen und Läufer, eine bunt gemischte Truppe, sind hier beisammen, plus zwei Guides auf der Strecke und Carmel als Betreuerin, die das Gepäck transportiert, für die Verpflegung sorgt und für so angenehme Details wie eine Flasche Wasser und Snacks auf den Hotelzimmern.
(alle Fotos: SOMMERKIND Trailrunning Tours)
Nach einem Streckenbriefing geht es los, bei Sonnenschein und warmen Temperaturen verlassen wir Garmisch – bergauf, was sonst. Schnell wird klar, dass auf dieser Tour viel gegangen wird, weil die Anstiege sehr steil sind. Schweißtreibend ist es trotzdem, und zwar nicht zu knapp. Und schön, einfach wunderschön. Am ersten Tag erreichen wir gleich drei Gipfelkreuze und die Aussichten auf das hinter uns liegende Wettersteinmassiv mit der Zugspitze sind atemberaubend. Und die Downhills fetzen und machen riesigen Spaß. Ja, wir laufen auch!
Jeder kann und darf hier in seinem/ihrem Tempo unterwegs sein, dafür sorgen Till Schneemann und Conny Dendel, die beiden Guides. Niemand ist allein unterwegs, jeder soll sich hier wohl fühlen, das wird rasch deutlich. Conny sichert ganz am Ende ab, und wenn die Gruppe sich auseinanderzieht, sorgt Till vorn für Streckenmarkierungen.
Am zweiten Tag, der Königsetappe, gibt es aufgrund einer Gewitterwarnung für den Nachmittag eine Streckenänderung. Wir werden mit Autos zur Hälfte der Strecke gebracht. Hier beginnt der weitaus spektakulärere Abschnitt und wir sind in weiten Teilen oberhalb der Baumgrenze in ausgesetztem Gelände unterwegs. Das wäre bei Gewitter zu gefährlich gewesen, gerade diesen traumhaften Teil jedoch wegzulassen, aber definitiv zu schade.
Wir beginnen den zweiten Tag, mit schon schweren Beinen von der ersten Etappe, also mit absoluten Höhepunkten. Über schmale und steinige Trails geht es vorwärts, teilweise kraxeln wir durch seilversicherte Passagen, die Ausblicke sind spektakulär. Der abschließende Downhill ebenso, es ist steil, wirklich steil. Um auf unsere Kilometer zu kommen, laufen wir nach einem ausgiebigen Picknick mit allem, was das Herz begehrt, noch um den Plansee – klingt langweilig, ist aber auch wunderschön. Immerhin 27 statt der geplanten 30 Kilometer haben wir an diesem zweiten Tag dann doch zurückgelegt. Und unsere Füße bekommen eine wohlverdiente Abkühlung im See.
Abends gibt es dann noch eine Massage, auch die bietet SOMMERKIND Trailrunning Tours an. Danach schauen wir eine erste Auswahl Bilder der ersten beiden Tagen an und schwelgen schon jetzt in den Erinnerungen.
Direkt vom Hotel starten wir am letzten Tag in Richtung Tegelberg Richtung Füssen. Die Strecke ist erneut anders, weniger steil, auch wunderschön. Und dann tasten wir uns langsam wieder in Richtung Zivilisation. Schon an der Tegelbergbahn sind erheblich mehr Menschen unterwegs als wir während der ersten beiden Etappen getroffen habe. Und dann – der Kulturschock. Nach zweieinhalb Tagen weitgehender Bergeinsamkeit näheren wir uns mit dem letzten Downhill Serpentine für Serpentine Schloss Neuschwanstein. Die Ausblicke von oben auf das Schloss sind wirklich hübsch, aber je tiefer wir kommen, desto mehr Menschen sind da. Es ist voll, übervoll, so viele fotografierende Japaner habe ich schon lange nicht mehr gesehen… Doch auch da kommen wir durch, laufend, versteht sich.
Die drei Tage waren ein rundum perfektes Lauferlebnis. Till Schneemann und Carmel Hild haben SOMMERKIND Trailrunning Tours 2010 gegründet, 2011 fand die erste Tour statt. „Wir wollten den Extrem-Gedanken aus dem Trailrunning nehmen“, so Till Schneemann, „wollten einen Akzent gegen die Tendenz setzen, dass alles immer höher und immer weiter sein muss“. Und in dem breiten Spektrum an Laufreisen im In- und Ausland, das sie inzwischen anbieten, findet tatsächlich jeder etwas. Die „Königswege Füssen“-Tour ist von der Strecke und den Höhenmetern her die schwerste der Wochenendtouren, im Programm finden sich auch weitaus Anfänger-freundlichere Touren, etwa am Bodensee, der Heimat des Unternehmens. Auf diesen Touren sind die Trails auch für noch nicht so erfahrene Teilnehmer weitgehend laufbar, da sie nicht so steil sind.
Beide Firmengründer sind bei den Touren immer dabei, Till als Guide der Lauftouren, Carmel stemmt alles andere: Organisation, Gepäcktransport, Verpflegung, Massagen. Bei mindestens zehn Teilnehmern kommt ein zweiter Laufguide mit. Bei den Touren im Ausland ist die Teilnehmerzahl aus organisatorischen Gründen auf sieben begrenzt. Wunderbare Touren sind im Programm, das war mit Sicherheit nicht meine letzte Laufreise mit SOMMERKIND.
Neben den Sportreisen bieten Schneemann und Hild auch Wettkampfreisen mit Rundumbetreuung an, etwa beim Madeira Ultratrail, dem Transalpine Run und dem Transsylvania 100 in Rumänien. Nach dem vergangenen Wochenende auf den Spuren des Märchenkönigs Ludwig II. freue ich mich noch ein bisschen mehr, dass ich bei den Salomon 4Trails von SOMMERKIND betreut werde. Einen kleinen Haken gibt es noch: Laufen muss ich die 160 Kilometer und gut 9000 Höhenmeter wohl selber….
Informationen zum Programm und den Touren:
http://www.trailrunning-tours.com/
Dieser Bericht erschien zuerst bei laufen.de