Ich darf wieder in die Wüste, freue mich wahnsinnig und habe großen Respekt. Das war die knappe Zusammenfassung meines momentanen Zustandes. Nach stressigen Wochen voller Dienstreisen und dadurch eigentlich zu wenig Training fliege ich am Mittwoch nach Tunis und stehe am Samstagmorgen um 7 Uhr am Start der dritten Ausgabe des Ultra Mirage El Djerid, der „Fierce Mind Edition“.
Knapp 200 Läuferinnen und Läufer werden an der Startlinie dieses von Amir Ben Gacem, tunesischer Ultratrail-Läufer, ins Leben gerufenen 100 Kilometer-Laufs über Dünen, Felsen, Flussbetten und Salzseen stehen. Der Chott El Djerid, der im Namen des Rennens steht, ist der größte Salzsee Nordafrikas und der Sahara, und laut Reiseinformationen erlebt man in den magischen Farbspielen dort immer wieder Fata Morganas – die „mirages“, was den anderen Teil des Namens erklärt.
In der Pressemitteilung lese ich: „Ein unendliches Nichts, dessen Farben wie in einem Rothko-Gemälde zwischen beige, weiß und rosa oszillieren und eins mit dem Horizont werden.“ Das ist meine Landschaft, ohne Zweifel (ein Rothko-Gemälde hängt tatsächlich bei mir zuhause an der Wand…)!
60 Prozent der Starter sind Tunesier, die übrigen Starter kommen aus 25 Nationen, 23 Prozent sind Frauen. Ganz wunderbar finde ich, dass sich der Ultra Mirage ganz klar für Chancengleichheit im Sport ausspricht und das gleiche Preisgeld für Frauen und Männer ausschreibt. Mit dem Marokkaner Rachid Elmorably und der Schwedin Elisabet Barnes sind die Vorjahressieger wieder am Start, überhaupt ist der Lauf sehr stark besetzt.
Neben der Einzelwertung gibt es auch einige Teams, und ich freue mich, dass ich eingeladen wurde, gemeinsam mit Saoud Manal, Rajeb Lacheb, Stéphane Allain und Sébastien Cantero im Team „Les lions de l´Atlas“ für eine lokale Charity-Aktion an den Start zu gehen. Wir laufen für AKCC Tozeur, eine Organisation, die Krebspatienten in Tozeur, unserem Startort, unterstützt, u.a. dadurch, dass sie ihnen die Reise nach Tunis ermöglicht, wo sie behandelt werden.
Mit mir nach Tunesien reist meine ASICS FrontRunner-Teamkollegin Judith Havers, wir freuen uns riesig auf unser gemeinsames Abenteuer.
Außerdem ist der liebe Giuseppe di Rosa aus Italien auch am Start, wir waren schon gemeinsam in Mosambik und in Australien unterwegs. Und viele andere Verrückte werde ich kennenlernen.
Wie es mir wohl ergehen wird auf den 100 Kilometern durch die Hitze der Sahara? Ich weiß es nicht. Nach den 522 Kilometern durch Australien im Mai habe ich erstmal eine Weile pausiert, vor allem aufgrund der Entzündung in meinem Schienbein. In den letzten Wochen bin ich wieder mehr gelaufen, der erste wirklich lange Lauf war allerdings erst letzten Samstag beim 6-Stunden-Lauf in München, da bin ich knapp 55 Kilometer gelaufen. Das ging aber recht gut.
Ich gehe also verhalten optimistisch an den Start, immerhin habe ich 20 Stunden Zeit, um die 100 Kilometer zu bewältigen, kann also, wenn der Sand zu tief wird, immer wieder auch marschieren. Ohnehin weiß man ja nie genau, wie es wird, so viel kann passieren während eines solch langen Rennens. Ich freue mich jedenfalls wie verrückt auf die Ruhe in der Wüste, auf die Landschaften, auf Kamele an der Strecke, auf ein riesengroßes Abenteuer und Erlebnis. Ich werde berichten!
Bilder: IanCorless.com /Ultra Mirage, wearemud.de